Heute präsentiere ich euch mein erstes Autoreninterview. Ich habe mich sehr gefreut das Wolfgang Brunner bereit war meine Fragen zu beantworten. Bekannt sein
dürfte euch der Autor von seinem Werk
Kim Schepper und die Kinder von Marubor. Hier gehts zu meiner
Rezension.
Er hat auch noch einige andere Bücher geschrieben, ein Besuch seiner
Hompage lohnt sich:
Im Dezember 1964 kam Wolfgang Brunner in Freising zur Welt. Aufgewachsen ist er in München, wo er erfolgreich die Ausbildung zum Bürokaufmann beendete.
Seinen Eltern verdankt Wolfgang Brunner eine glückliche Kindheit. Natur, Tiere, andere Kulturen und Bücher beeinflussten ihn bereits in jungen Jahren.
Bereits in seiner Jugend hat sich der Autor sehr intensiv mit Literatur beschäftigt. Oft war es so, dass, während andere Kinder gespielt haben, er Romane las und
sich schon eigene, kurze Abenteuer ausdachte.
So entstanden an Wochenenden "Werke", die heute ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Waren die Ideen oft schon ausgefeilt und gut, ließ der Schreibstil doch sehr zu
wünschen übrig.
Im Alter von 20 Jahren waren bereits vier Romane geschrieben und eine 30teilige Heftchenserie geschaffen, zu der Wolfgang Brunner durch "John Sinclair"
inspiriert wurde.
Wolfgang Brunner ist der Meinung, dass sich ein Autor nicht auf ein Genre eingrenzen lassen muss und schreibt deshalb Geschichten aus verschiedenen Richtungen, die
aber auf gewisse Weise miteinander verbunden und verwoben sind.
1. Welches Buch liegt gerade auf deinem
Nachttisch?
Gerade gestern habe ich „Cryptonomicon“ von Neal Stephenson fertig
gelesen. Das fast 1.200 Seiten starke Buch hat mich sehr beeindruckt und ich schätze Stephensons Schreibstil und seine Ideen sehr. Schon nach seinen ersten beiden Romanen „Snowcrash“ und „Diamond
Age“ war ich ein Fan von ihm. Nun liegt „Der Trakt“ von Arno Strobel bereit, ein Psychothriller, auf den ich sehr gespannt bin. Meine Bücher liegen aber äußerst selten auf dem Nachttisch, denn ich
bin, wie meine Lebensgefährtin, ein „Couchleser“, der es sich mit Tee und Duftlampe gemütlich macht, um nicht nur kurz vor dem Einschlafen zu lesen, sondern wenn möglich
dieses Hobby ein paar Stunden genießen möchte. Ich lese ein Buch in durchschnittlich ein bis zwei Wochen,
sofern es meine Arbeit als Autor zulässt. Manchmal muss ich leider darauf verzichten, in die Welten meiner Kollegen einzutauchen, weil meine eigenen Projekte mich fordern. Aber so oft sich die
Möglichkeit bietet, greife ich zu einem Buch.
2. Soweit ich weiß lebst du ohne einen Fernseher, seit wann ist das so und was hat dich dazu bewegt?
Ich verzichte auf diese Art der „Zeitverschwendung“ seit
über 15 Jahren. Natürlich sehe ich hin und wieder bei Bekannten oder in der Verwandtschaft
einen eingeschalteten Fernseher. Aber nach fünf Minuten wird mir dann sofort wieder klar, warum ich damals diese Entscheidung, nicht mehr fernzusehen, getroffen habe. Meine Zeit ist mir definitiv zu
schade und wertvoll, um mich mit teils niveaulosen Beiträgen „zuspamen“ zu lassen. Ich schaue mir natürlich Filme an, halte mich da aber an ungekürzte, auf DVD erschienene Fassungen, die nicht wie
bei den Privatsendern durch unzählige Werbeblöcke unterbrochen und meist gekürzt sind. Fernsehen ist für mich eine Sucht unserer Zeit, die mir oft Angst macht, weil ich mir die Frage stelle, wann
neben einer permanenten Berieselung durch TV noch Gespräche in den Familien oder zwischen Partnern stattfinden.
Meine Lebensgefährtin und ich verbringen Abend für Abend entweder mit einem guten Buch oder mit stundenlangen Gesprächen. Im Hintergrund läuft bei uns eben nicht der Fernseher sondern Musik.
Allerdings kommt diese auch von CDs und nicht von Radiosendern, die bei mir den gleichen Stellenwert wie Fernsehen haben.
3. Trilogien und Serien beherrschen den
Kinder- und Jugendbuchmarkt, daher auch die Kim Schepper Reihe, oder was war
ausschlaggebend für diese Geschichten?
Ich passe mich generell keiner Welle an und springe auch nicht auf
fahrende Züge, nur um Erfolg zu haben. Daher kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass ich mir die Kim Schepper-Reihe nicht aus derartigen Gründen ausgedacht habe. Eine Geschichte dauert so lange, wie
sie eben dauert. Wenn ein Autor nichts mehr zu erzählen hat, sollte er es einfach bleiben lassen und nicht aus finanziellem Interesse eine zwanghafte Fortsetzung schreiben. „Kim Schepper“ war von
Anfang an als fünfteilige Reihe konzipiert, weil die Geschichte es erforderte. Die ausufernde Tragweite der Handlung war mir vom ersten Moment an bewusst und da die Erzählung in entsprechende „Teilhandlungen“ aufgeteilt werden konnte, lag eine Serie nahe. Es ist
aber zusätzlich auch schwierig, ein Jugendbuch auf den Markt zu bringen, das zwischen zwei- und dreitausend Seiten hat. Wie gesagt: es war für mich von Anfang an klar, dass der Kampf um die Erde, der
von Kindern ausgefochten wird, eine fünfbändige Serie werden wird, nicht mehr und nicht weniger. Band 2 ist momentan in der Überarbeitung und wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2012
zusammen mit einer Zweitauflage des ersten Bandes erscheinen. Band 3 ist in der Rohfassung bereits fertig, die Konzeption der letzten beiden Bände ist schon lange in meinem Kopf abgespeichert und wartet nur noch darauf, geschrieben zu werden.
4. Wer hat das Cover
gestaltet?
Die Covergestaltung des ersten Bandes übernahm Gabriele Benz vom
Noel-Verlag. Mittlerweile arbeite ich aber mit einem jungen Designer zusammen, Mathias V. Beckmann, der bereits die Cover für meine letzten beiden Bücher „Nachtzug“ und „Die Weiße Frau“ gestaltete.
Er beschäftigt sich sehr intensiv mit meinen Romanen, bevor er sich an die Arbeit zum Buchumschlag macht. Gerade diese akribische Sorgfalt, die Beckmann bei seiner Arbeit an
den Tag legt, begeistert mich und unsere Vorstellungen und Ideen stimmen meist überein, sodass eine nahezu
perfekte Symbiose zwischen uns (Autor und Designer) entsteht, die mir gefällt. Deswegen wird sich Mathias V. Beckmann auch um das Cover für die Zweitauflage von „Kim Schepper und die Kinder von
Marubor“ wie auch die Folgebände kümmern.
5. Wie lange hat es gedauert einen Verlag für Kim Schepper
zu finden?
Die Verlagssuche für Kim Schepper ging relativ schnell und
unkompliziert. Das lag unter anderem vielleicht auch am Aufbau meines Exposés, das die gesamte Geschichte umfasste und daher beim Lektorat Gefallen fand. Da diese Romane auch eine Verbeugung vor
Michael Ende, meinem Vorbild, sind, hatte ich unter Umständen einen weiteren „Pluspunkt“ bei der Beurteilung meines Manuskripts.
6. Fertigst du vorher Lebensläufe der einzelnen Personen
an? Wie detailliert sind diese, gehen sie bis hin zum Geburtsdatum, Hobbies etc.?
Ich bin ein Spontanschreiber, der sich nicht gerne durch
Storyboards und/oder Charaktereigenschaften seiner Protagonisten von vorneherein festlegen lässt. Ich möchte, dass sich meine Personen im Laufe der Geschichte entwickeln. Wenn man jemanden kennen
lernt, dann weiß man auch nicht vom ersten Moment an alles über ihn oder sie. So will ich das auch bei meinem Personen haben: sie sollen mich während des Schreibens selbst überraschen und mich
verblüffen, in dem sie mit Eigenschaften an die Oberfläche kommen, mit denen ich selbst als Autor nicht rechne. Oft müssen reale Personen für die Ausgangscharakterzüge als Vorbild herhalten, alles
weitere passiert dann aber während des Schreibens oder auch in Momenten, in denen ich über meine
Erzählung nachdenke.
7. Eine fantastische Vorstellung: eine liebe Person
schenkt dir ein ganzes Jahr, was wirst du mit der gewonnenen Zeit tun?
Wenn ich ehrlich bin, würde ich nichts anderes tun, als ich sowieso schon mache. Vor
vielen Jahren habe ich mir einen Lebensstil „zusammengebastelt“, der das Leben für mich lebenswert macht. Ich richte meine Aufmerksamkeit fernab von materiellen Statussymbolen auf für mich relevante
Dinge, die mir Glück und Zufriedenheit verschaffen. Ich kenne „Krankheiten unserer Zeit“ wie Streß, Erfolgsdruck und Burnout nicht, weil diese künstlich erschaffenen „Viren der Neuzeit“ überhaupt nicht durch mein emotionales Immunsystem kommen. Ich besitze kein Handy, schaue kein fern,
lege keinen Wert auf Geld und Reichtum … Obengenannte Krankheitserreger haben also keine Chance bei mir :-)
Ich habe also im Grunde genommen keine zeitlichen Nöte und würde dieses Jahr also
verbringen wie all die vergangenen Jahre. Ein „Zeitproblem“ habe ich allerdings: es gibt zu viele Geschichten in meinem Kopf, die noch niedergeschrieben werden möchten und es gibt zu viele gute
Bücher, die noch gelesen werden müssen ...
8. Bestsellerautor, Kinderbuchheld, Bundeskanzler, Papst, Rockstar, Schauspieler… wer oder was wärst du gerne für einen Tag?
Ich bin mit meiner Person vollauf zufrieden … ;-)
9. Was sind deine Lieblingsbücher? Wie viele Bücher liest du
im Jahr? Liest du nur Sachen aus dem Genre, indem du auch schreibst? Liest du auch Trivial-Literatur?
Ich habe jede Menge Lieblingsbücher. Ein einziges zu nennen, wäre eine
Beleidigung an all jene, die nicht das Rennen gemacht hätten. Am meisten beeinflusst haben mich Romane wie „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien, „Dhalgren“ von Samuel R. Delany, „Imagica“ von
Clive Barker. Und natürlich das Gesamtwerk von Michael Ende. Aber wie gesagt, Lieblingsbücher gibt es zur Genüge. Um die Spitze des Eisbergs zu nennen, könnte ich noch folgende Meisterwerke,
zusätzlich zu den bereits obengenannten, aufzählen: „Terror“ und „Drood“ von Dan Simmons, „Die Spur der toten Sonne“ von Iain Banks, die „Otherland“-Reihe von Tad Williams, „Garp und wie er die Welt
sah“ von John Irving und viele mehr.
Ich lese durchschnittlich zwischen 45 und 60 Bücher im Jahr, ohne
Fernsehen ist das zu machen ;-)
Ich bevorzuge kein bestimmtes Genre. Weder beim Lesen noch beim Schreiben.
Ich bewege mich als Autor in verschiedenen Richtungen und mache das auch als Leser. Es wäre viel zu langweilig für mich, nur Fantasy zu lesen/schreiben oder nur Psychothriller … Krimis … Science
Fiction … was auch immer. Ist nicht die Qualität der Geschichte ausschlaggebend und nicht das Genre. Viele Deutsche neigen schnell dazu, alles in eine Schublade zu pressen. Den genauen Grund habe ich
bis heute noch nicht begriffen und ich denke, ich werde es auch nie verstehen. Würden sich einige Autoren diesem Schubladendenken unterwerfen, so wäre manch ein Meisterwerk nicht entstanden. Ich denke nur an „Terror“ von Dan Simmons, der durch Science Fiction Romane bekannt wurde und sich mittlerweile in verschiedenen
Genres tummelt. Hätte John Grisham weiter nur Justizthriller geschrieben, hätte sein lesenswerter Roman „Die Farm“ niemals das Licht der Literaturwelt erblickt.
Ich lese alles, was mir in die Finger kommt und in meinen Augen „gut“ ist.
Gut bedeutet nicht unbedingt hochliterarisch, aber es muss schon ein gewisses Niveau erfüllen. Hätte ich zum Beispiel die Wahl zwischen einem John Sinclair Heft und Charlotte Roches
Skandal“bestseller“ „Feuchtgebiete“, würde ich defintiv zu Sinclair greifen ;-)
10. Bitte beende diesen Satz: Es war einmal...
Es war einmal … eine Idee, die sich in meinem Kopf festsetzte und mich über Jahre nicht in Ruhe ließ, bis ich dem Druck nachgab, mich
hinsetzte und diese Idee zu Papier brachte, überarbeitete, veränderte und schließlich an einen Verlag schickte, der diese Obsession als meinen Debütroman unter dem Titel „Cryptanus – Der Geruch des
Todes“ auf den Markt brachte und dadurch mein Leben veränderte. :-)