Leseprobe:
Friedemann stellte sich ans Fenster und sah über den im Dunkeln liegenden Schlosspark. Die Luft war lau und er holte tief Atem, bevor er über
die Silhouetten der Bäume schaute und dann seinen Blick auf den sternenklaren Nachthimmel richtete. Er dachte über die Eindrücke des ersten Tages nach.
Friedemann fühlte sich eindeutig wohl hier und war voller Zuversicht, all seine Pläne in diesem Schloss verwirklichen zu können.
Während er sich seiner Kleider entledigte und eine Boxershorts anzog, dachte er an sein erstes Projekt, das er im Schloss Ringenberg in Angriff
nehmen wollte. Er verließ sein Zimmer und ging ans andere Ende des Flurs, wo sich das Badezimmer befand, das er sich mit Lisa und Heinz, die beide auf dem gleichen Stockwerk wohnten, teilte. Dirk
duschte und putzte sich die Zähne. Langsam spürte er, wie sich die Müdigkeit in seine Glieder und Gedanken schlich. Er freute sich auf die Nacht und schloss sofort die Augen, als er die Bettdecke
über sich legte. Das Fenster war gekippt, sodass ein angenehmer Wind durch das Zimmer wehte. Er lauschte dem leisen Rauschen der Bäume und dachte dabei an die Arbeit, die er morgen beginnen
wollte.
Ähnlich wie in Edgar Endes „Die Letzten“ wollte Friedemann eine geheimnisvolle Atmosphäre schaffen, die sowohl unheimlich als auch melancholisch
wirken sollte. Ihm schwebte eine einzelne Gestalt vor, die sich aus im Wind wehenden Stofffetzen zusammensetzte und sich verloren in einer surrealistischen Landschaft voller mysteriöser
Felsformationen aufhielt. Während Ende mehrere Gestalten in seinem Gemälde platzierte, wollte Dirk Friedemann mit nur einer Person arbeiten. Noch war er sich nicht sicher, ob es sich um eine Frau
oder einen Mann handeln sollte.
Die Darstellung einer Frau würde dem Gemälde einen besonderen Reiz geben, den er mit einem männlichen Körper niemals erreichen könnte. Frauen hatten
etwas Mystisches an sich, wenn man sie genauer betrachtete und so entschloss er sich spontan, dem Bild folgenden Arbeitstitel zu geben: „Das Mysterium der Frau“. Er konnte sich noch immer für einen
anderen Titel entscheiden, aber im Moment gefiel ihm dieser.
Das Mysterium der Frau von Dirk Friedemann. Er sah ein beeindruckendes Ölgemälde vor seinem inneren Auge. Darunter das Schild, auf dem Titel des
Bildes und Name des Künstlers aufgeführt waren. Die Farben seines Kunstwerks leuchteten frisch und hell, als hätte er die Arbeiten daran erst vor wenigen Augenblicken abgeschlossen. Dirk sah, wie die
grauen Schleier, aus der die Frau bestand, im Sonnenlicht glänzten und schimmerten, als wäre das Gemälde noch nicht einmal getrocknet.
Friedeman schlief ein ...
… und erwachte inmitten eines tosenden Lärms, der in seinen Ohren unangenehm dröhnte. Grelles Sonnenlicht blendete ihn. Er kniff
die Augen zusammen und spürte, dass sein Rachen völlig ausgetrocknet war.
„Alles in Ordnung, Bursche?“, erklang eine krächzende Stimme neben ihm.
Als Dirk die Augen aufmachte, bemerkte er, dass er ausgestreckt am Boden lag. Zwei dürre, nackte Beine ragten vor ihm in die
Höhe. Als er seinen Blick hob, sah er in die zusammen-gekniffenen Augen einer alten Frau, die ihn argwöhnisch beobachtete und ihm nach anfänglichem Zögern die Hand reichte.
„Was ist geschehen?“, murrte sie und beugte sich in seine Richtung. „Du siehst krank aus, ist dir nicht gut? Du liegst auf der
Erde wie tot.“ Ihre Worte hörten sich wie ein eigenartiger Singsang an und Friedemann ergriff misstrauisch die dargebotene Hand. Als sich seine Finger um die ihren schlossen, bemerkte er den
schmutzigen Handrücken der Frau.
„Wo bin ich?“, flüsterte er und sah sich erstaunt um.
„Wo du bist?“ Die Frau schüttelte den Kopf und lachte leise. „In Gottes Namen ... was ist mit dir?“ Sie deutete auf den Platz,
auf dem sie sich befanden und drehte sich mit einem Grinsen auf den Lippen wieder zu ihm um. „Du bist auf Opi-dum Ryngenborch“, sagte sie in einem Tonfall, der ihm Angst einjagte. „Heut' ist Markt“,
setzte sie noch hinzu, als vermute sie, er hätte nicht mehr alle Sinne beisammen. „S'ist Friatag“, säuselte sie und nickte Dirk kurz zu, bevor sie sich mit einem Kopfschütteln umdrehte und in der
wuselnden Menge verschwand.
Friedemann lehnte sich an eine Holzkarre und holte tief Luft. Nach einer Weile hob er seinen Blick und traute seinen Augen nicht,
als er tatsächlich den Vorplatz von Schloss Ringenberg erkannte, den er vor wenigen Stunden das erste Mal betreten hatte.
Allerdings tummelten sich im Moment Hunderte von Menschen in dreckigen Stoffgewändern auf dem Platz und schubsten sich
hemmungslos umher. Bärtige Männer und dicke Frauen mit grellbunten Kopftüchern priesen lautstark Waren an.
„Zwifel!“
„Erdbirn!“
„Appel!“
Friedemann war sich einerseits auf eigenartige Weise bewusst, dass er träumte, andererseits fühlte sich das Erlebnis irgendwie
beängstigend real an.
Die Menschen strömten einen für seine Nase befremdlichen Geruch aus, als sie sich an ihm vorbeidrückten und die ausge-stellten
Waren begutachteten. Neben Dirk stand ein anscheinend hastig zusammengezimmerter Käfig am Boden, in dem sich ein gutes Dutzend Hühner befanden. Die Tiere liefen laut gackernd im Kreis und blieben
immer wieder kurz stehen, um ihn zu beobachten. Ein unangenehmer Gestank nach Kot und altem Gemüse wehte von der anderen Seite zu ihm herüber und Friedemann hielt den Atem an. Ein leichter Wind fegte
über den Vorplatz des Schlosses und wirbelte Blätter und kleinere Zweige in die Luft. Das Scharren hunderter Füße vermischte sich mit dem lauten Unterhaltungspegel der Marktbesucher, die teils
lächelnd, teils wutentbrannt mit den Geschäftsleuten verhandelten. Zusätzlich hallte noch der Lärm der Marktschreier in seinen Ohren. Er schaute sich noch einmal nach der älteren Frau um, die ihn
begrüßt und ihm auf die Beine geholfen hatte. Aber sie war längst schon in der Menschenmenge verschwunden.
Ein Mann mit einem wallenden, schwarzen Vollbart schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Als sich Dirk ihm zuwandte und
dieser ihn angrinste, nahm er sein kaputtes Gebiss im faulenden Zahnfleisch wahr. Erschreckt wandte Friedemann sich von ihm ab.
„Gott hat fürs Menschen Leib und Seel' bschert Wein und Brot. Aus dem Rheintal biet ich an den guten Roten.“
Dirk schüttelte den Kopf, beachtete den Bärtigen nicht weiter und verließ die Holzkarre, um sich in das rege Treiben zu mischen.
Die Sprache, die er gerade zum zweiten Mal gehört hatte, kam ihm sehr altertümlich vor und er überlegte, in welcher Zeit sein Traum wohl angesiedelt war. Noch immer war er fasziniert von den real
wirkenden Empfindungen innerhalb dieser Illusion.
Dirk richtete seinen Blick auf das Schloss. Es sah anders aus, als er es bei seiner Ankunft kennengelernt hatte. Es sah bewohnt
aus ...
Der Vorplatz, auf dem er sich befand, war mit Marktständen, Tischaufbauten und Decken gefüllt, auf denen Lebensmittel,
Handwerkserzeugnisse und allerlei Tand feilgeboten wurden. Die Kauffrauen und -männer machten sich einen Spaß daraus, sich gegenseitig mit ihren Schreien zu überbieten, sodass der Platz permanent von
einem geschäftigen Lärmen erfüllt war. An der gegenüberliegenden Seite, in Richtung Schlossgarten, war eine Bühne aufgebaut, auf der mehrere Männer mit lautem Gegröle ein Theaterstück aufzuführen
schienen. Hin und wieder konnte Dirk Beifall und das freudige Juchzen von Kindern hören.
Er hatte den Holzkarren zusammen mit dem bärtigen Mann, der ihm Wein verkaufen wollte, hinter sich gelassen und steuerte auf die
Schlossmauer zu. Friedemann hatte vor, sich hinzusetzen und den Traum in seiner detailgenauen Darbietung erst einmal zu verarbeiten.
Das Rattern von Holzrädern drang an seine Ohren, und als er sich umdrehte, sah er, wie vier Männer mit einem Holzan-hänger, auf
dem Obst und Gemüse aufgestapelt war, auf ihn zukamen.
„Zur Seite!“, schrie einer und fuchtelte mit der rechten Hand, um die Menschen, die im Weg standen, wegzuscheuchen. „Die
Eigenschaft von gutem Obst hat uns're Ware inne. Unser Obst hat alles, was den Gesunden freut und dem Kranken Kraft schafft“, schrie er und half seinen Begleitern, den Wagen an eine Stelle an der
Mauer im Osten zu schieben.
Dirk bemerkte die Sonnenuhr, deren Nachbildung er bei seiner Ankunft in Schloss Ringenberg gesehen hatte. Verunsichert schaute er
an sich herab und fragte sich, in welchem Zustand er sich gerade befand. Es fühlte sich wirklich an, konnte aber doch nur ein Traum sein, oder?
Er lehnte sich an ein Fass und schloss die Augen. Die Erinnerung an den Abend im Gemeinschaftsraum kam zurück. Die beginnende
Auseinandersetzung mit Hans Fallada (War das wirklich sein richtiger Name?). Danach lag Friedemann im Bett und dachte über allerlei Dinge nach: seine Ankunft in Schloss Ringenberg, das Kennenlernen
von Lisa Wattig ... der Spaziergang im Schlosspark. Kurz vor dem Einschlafen hatte er an sein Projekt gedacht, das er morgen beginnen wollte: „Das Mysterium der Frau“.
Dirk sah wieder die Vision seines Projektes vor sich, wie er aus der Inspiration Edgar Endes ein eigenständiges Werk er-schaffen
wollte. Er wartete geduldig, bis sich eine Gruppe kleiner Kinder an ihm vorbeidrängte, um in Richtung der Bühne zu laufen. Als ihm ein Mädchen unbeabsichtigt in den Bauch stieß, wunderte er sich
erneut über die erschreckend realistische Sinneswahrnehmung dieses Traums und die überaus wirklichkeitsnahen Eindrücke.
„Bin ich die Frau, die du zeichnen willst?“, riss ihn eine sanfte Stimme aus seinen Überlegungen. Die Stimmlage erinnerte ihn
unvermittelt an die weiche Aussprache von Elfen, wie er sich diese als kleiner Junge immer vorgestellt hatte, wenn er Geschichten von Zwergen und Riesen las. „Ich wusste, dass du anders bist“, nahm
Friedemann ein Flüstern wahr.
Als er sich nach der Besitzerin dieser schönen Stimme umdrehte, sah er seine Idee für das surreale Ölgemälde auf fantastische
Weise zum Leben erweckt. Einem Vorhang gleich, flatterten mehrere Stofffetzen vor ihm in der Luft und bildeten den Umriss einer Frauengestalt, wie er sie sich beim Einschlafen ersonnen
hatte.
Seine Vorstellung, seine Eingebung entstand vor seinen Augen wie durch eine mysteriöse Geisterhand gemalen. Die von ihm
beabsichtigte Einsamkeit erschien in den 'Gesichtszügen' des Phänomens, das sich aus dem Nichts schälte wie eine Nebelbank. Das von ihm geplante Ölgemälde wurde im Traum zur
Wirklichkeit.
Das Geschehen des Marktes verschwand im Hintergrund, als wäre Friedemann imstande, dieses so lange auszublenden, um der
geheimnisvollen Erscheinung seine volle Aufmerksamkeit widmen zu können. Die langsamen Bewegungen der weißen Schlieren erinnerten ihn an das sanfte Treiben von Algen unter Wasser, die sich im
leichten Rhythmus der Strömung hin und her neigten.
„Nicht länger in der Erd ich lieg, auf dass ich wieder leben werd. Seit ich vernommen hab von dir, erwart' ich Heil für meine
Seel'. Was wird geschehen, wenn ich sprech' mit dir? Immer wollt ich leiden, doch jetzt beizeiten...“ Die Nebelgestalt hielt inne. „Ich wollte sterben für des Burgherrn Heil ...“ Die Frau sah ihn an
und wartete auf eine Reaktion von ihm. „Nimmer will ich leiden, sondern erzählen von meinem Leben, wie es war ... damit einer versteht, was ich bin ... wer ich bin … und wie mein Leben sich in
Wahrheit abspielte...“
„Ich verstehe dich schlecht“, murmelte Dirk verlegen. Irritiert sah er über den Markplatz, wo die Händler noch immer aus vollen
Kehlen brüllten, wie ihren angestrengten Gesichtern zu entnehmen war. Aber von ihrem Geschrei war nichts zu hören.
Die Frau und Dirk Friedemann waren in einer Art Blase, die sie anscheinend von den anderen Geschehnissen des Traumes vollkommen
abkapselte. „Deine Sprache klingt alt.“
Das Flattern begann von Neuem und die Gestalt der Frau veränderte sich kurzzeitig, nahm aber bald danach wieder Formen an. „Oh,
ich vergaß“, antwortete die Frau. Die Schlieren verbanden sich zu einer Art Nebelbank und schienen sich zu verfestigen. Nach einer Weile stand eine durchscheinende Gestalt vor ihm, deren Weiß ihn
nahezu blendete. Es wirkte, als würde ein gleißendes Licht aus dem Körper der Frau erstrahlen. Die Frau sah aus wie ein Gespenst im klassischen Sinne.
„Es ist zu viel Zeit vergangen ... ich habe so vieles vergessen ...“, murmelte sie. „Aber ich kann eure Sprache sprechen ... denn
ich habe sie schließlich lange genug gehört ...“
Dirk starrte verlegen auf seine Füße und wartete einen Moment, bevor er die Frage stellte, die ihm auf den Lippen lag. „Ist das
wirklich ein Traum?“
Die Frau aus Nebel lächelte. „Was macht es für einen Unterschied, ob es Traum oder Realität ist?“, stellte sie eine Gegen-frage.
„Ihr Lebenden seid seltsam“, wisperte sie. „Im Leben fürchtet ihr euch vor Geistern und in Träumen denkt ihr, euch könnte nichts geschehen.“
Sie standen sich eine Weile schweigend gegenüber, bevor Friedeman das Wort ergriff und sich mit einem Schulterzucken an die
Geisterfrau richtete. „Ich meine ... es fühlt sich irgendwie nicht wie ein Traum an, denn ich kann riechen und fühlen. Die Umgebung wirkt echt ... und ich weiß, dass es das Schloss ist, in dem ich
seit heute wohne. Aber in welcher Zeit bin ich? Und wer bist du?“, wollte er wissen.
„Es ist ein Traum“, bestätigte die Frau seine erste Frage. „Er war nämlich die einzige Möglichkeit, um mit dir in Kontakt zu
treten ...“
„In Kontakt treten?“ Der junge Maler war verwirrt und starrte auf die sich langsam bewegenden Schlieren, die vor ihm in der Luft
schwebten.
„Wer bist du?“, wiederholte er seine Frage.
„Ich habe viele Namen“, gab die Frau zur Antwort.
„Dann nenne mir einen“, forderte Friedemann sie auf.
Die Gestalt neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite, als habe sie vor, das Markttreiben zu beobachten. „Ich bin seit vielen
Jahr-hunderten hier“, seufzte sie und wandte sich ihm wieder zu. Sie ging auf seine Bitte, ihren Namen zu nennen, überhaupt nicht ein. „Ich bin müde ... und traurig.“
„Wer bist du?“, fragte er erneut und sah der Nebelgestalt in die weit aufgerissenen Augen.
„Ich bin die Weiße Frau“, gab sie zur Antwort.
Ich träume von der Legende, die Lisa im Schlosspark erwähnt hat, dachte Dirk. Dann ist das alles wirklich nur ein Traum
...
„Es ist nicht so, wie du denkst. Es ist nicht einfach nur ein Traum“, unterbrach die Weiße Frau seine Gedanken. „Ich habe
lediglich auf diese Weise Kontakt aufgenommen, um dir meine Geschichte zu erzählen, weil ich denke, dass du der Richtige bist und im Traum keine Angst vor mir hast ... Es ist schon so lange her und
die meisten Menschen fürchten sich vor mir, wenn ich mich zeige ...“ Sie sah ihn eine Weile an. „Aber im Traum habt ihr Lebenden meistens keine Angst vor mir“, sagte sie nachdenklich. „Denn dann
meint ihr wohl, ihr wärt in Sicherheit und ich könnte euch nichts tun.“ Wieder machte sie eine Pause.
„Aber ich würde euch sowieso nichts tun ... ich möchte nur erzählen.“
„Dann erzähle“, forderte er sie auf und beugte sich neugierig nach vorne. Mittlerweile hatte Dirk vergessen, oder zumindest
größtenteils verdrängt, dass er sich in einem Traum befand.
„So einfach ist das nicht ...“, gab die Weiße Frau zu bedenken. „Ich habe dich erwählt, weil ich in deinen Gedanken ein Bild sah,
das mir gefiel. Außerdem verbindet uns etwas Besonderes.“
Das Mysterium der Frau, dachte der Maler sofort.
„Die Frau in deinen Vorstellungen sah mir sehr ähnlich. Deswegen könnte ich mir vorstellen, dir zu vertrauen.“
Er nickte. „Und erst, wenn du mir vertraust, wirst du mir deine Geschichte erzählen?“, vermutete Friedemann.
Sie bestätigte mit einem scheuen Lächeln auf ihren nebelhaften Lippen. „Wenn ich im Schloss erscheine, laufen die Menschen weg.
Sie denken, ich wolle ihnen Schlechtes oder sie gar töten. Sie meinen, ich würde den bevorstehenden Tod von Lebenden ankündigen. Die Menschen sind so ...“ Sie verstummte und sah ihn aus großen Augen
an. Fast schien es, als würde sie jeden Moment beginnen zu weinen. „... dumm und ohne jegliches Mitgefühl.“
„Was soll ich tun, um dein Vertrauen zu erlangen?“, fragte Friedemann. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob das alles
wirklich nur ein Traum war oder ob gerade etwas Mystisches geschah.
„Male mein Bild“, gab die Weiße Frau zur Antwort. „Male ein Porträt von mir und erkenne, wer ich bin.“ Sie zögerte ein paar
Sekunden, bevor sie fortfuhr. „Wenn du mich so malen kannst, dass die Menschen mein Innerstes sehen, werde ich dir meine Geschichte erzählen.“
„Wie werden wir uns wiedertreffen?“
„Ich komme zu dir!“
„In meinen Träumen?“
Die Weiße Frau schüttelte den Kopf. „Wenn du es schaffst, nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Seele zu malen, werde ich
in deine Welt kommen ...“
„Ich werde morgen mit dem Bild beginnen“, sagte Dirk Friedemann laut und ...
… zuckte zusammen, als er seine eigene Stimme vernahm.
Die Brise, die durch das gekippte Fenster ins Zimmer wehte, kühlte seine schweißbedeckte Haut. Sein Blick fiel auf die Uhr: 05:13
Uhr!